Kirche Granschütz
Die heutige Kirche wurde in den Jahren 1898/1899 unter Leitung des bekannten Architekten Ernst Giese (u. a. Erbauer des „Volksparks“ in Halle) errichtet. Proportionen, Baugestaltung und Innenausstattung entsprechen im Wesentlichen dem sogenannten „Eisenacher Regulativ“, das ab 1861 für den evangelischen Kirchenbau in Mittel- und Nord- deutschland als verbindlich galt. Bis heute ist die Kirche innen wie außen weitestgehend im Originalzustand erhalten.

Besonders schön sind die farbigen Chorfenster mit Darstellung der 4 Evangelisten sowie der „Apostelfürsten“ Petrus und Paulus aus der Glasmalerwerkstatt Franke in Naumburg.
Die Orgel stammt aus der berühmten Orgelbauanstalt Ladegast & Söhne in Weißenfels und wurde einst von Experten wegen ihrer Klangschönheit gerühmt. Sie verfügt über eine pneumatische Traktur, 19 Register, 2 Manuale und Pedal mit insgesamt fast 1.000 Pfeifen. In einer Gesamtübersicht des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt heißt es u. a.: Kirche, Ausstattung und Orgelgehäuse bilden ein „Werk aus einem Guss.“ Es handelt sich um eine eindrucksvolle Orgel, die im Laufe der Geschichte keinerlei Veränderungen oder Substanz- minderungen über sich ergehen lassen musste. In der guten Akustik der Kirche kommt die exzellente klangliche Qualität des Gesamtwerks zur Geltung. Der Klang wird als „weich, aber sehr differenziert und tragfähig“ beschrieben. Die Orgel entstand zu der Zeit, als Friedrich Ladegast die Leitung der Werkstatt endgültig an seinen Sohn Oskar übertrug. Nach der Zerstörung der Orgel der Kasseler Martinskirche im 2. Weltkrieg ist die Granschützer Orgel wahrscheinlich die letzte größere Orgel, die noch unter maßgeblichem Einfluss von Friedrich Ladegast entstanden ist. Der Turm mit seinem charakteristischen, mit Schiefer gedeckten Spitzhelm ist 45 Meter hoch und aus großer Entfernung zu sehen. Das ursprüngliche Geläut aus Bronze wurde im 1. Weltkrieg für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Als Ersatz erhielt die Gemeinde im Jahre 1921 die drei noch heute vorhandenen Stahlgussglocken. In den letzten Jahren hat die Kirchengemeinde viel für den Erhalt der Kirche getan, so konnten im Jahre 2003 die Bleiglasfenster im Kirchenschiff erneuert sowie im Mai 2006 Uhr- und Glockenantrieb elektrifiziert und im Herbst desselben Jahres die Orgel nach jahrzehntelanger Vernachlässigung wieder spielbar gemacht werden.
Während in der DDR-Zeit viele Kirchen verfielen, gelang es der Ev. Kirchengemeinde Granschütz, in den Jahren 1982/1983 eine Neueindeckung des Kirchendaches durchzuführen. Da Dachschiefer in der erforderlichen Menge nicht zu bekommen war, wurden sog. Preolit Schindeln, d. h. speziell verklebte Bitumenbahnen verwendet. Die darunter liegende Schalung konnte aus Materialmangel nur ausgebessert aber nicht komplett ersetzt werden Seitens des Herstellers wurde eine Haltbarkeit von maximal 20 Jahren genannt. Nach Ablauf dieser Zei traten Risse in den Bitumenbahnen auf, so dass zunächst unbemerk Nässe eindringen konnte. Inzwischen machen sich deutliche Schäden im Außen- und Innenbereich bemerkbar.